Ist Wildleder echtes Leder?

Leder und die Lederherstellung zählen zu einer der ältesten kulturellen Errungenschaften der Menschheit. Schon die Steinzeitmenschen erkannten, dass die menschliche Haut gegenüber dem tierischen Fell große Nachteile besitzt. Vor allen Dingen gegenüber den Einflüssen der Natur, wie zum Beispiel Regen, Wind und Sonne, ist sie weitaus empfindlicher. So entstand bei den Urzeitmenschen die Idee, sich eine "zweite Haut" aus Tierfellen zu schaffen. Das Problem war jedoch, dass nach kurzer Zeit die Tierhäute entweder steinhart wurden oder zu faulen begannen. Es mussten Methoden entwickelt werden, diesen Prozess entgegen zu steuern. Die Haut des Tieres wurde nun getrocknet, abgeschabt und mit Urin und Fett eingerieben.

Diese Art der Behandlung findet man heute noch bei den Inuit.

Vor circa 5000 Jahren wurden in Ägypten die ersten Gerbmethoden entwickelt. Sie benutzten Gerbstoffe, die man aus der Arabischen Akazie gewann und vermischten sie mit Sesamöl.

Leder

Bild von Okan Caliskan auf Pixabay

So entstand Leder, wie wir es im heutigen Sinn kennen.

Mit den Jahrhunderten verfeinerten sich die Methoden der Lederherstellung immer mehr. Dies führte dazu, dass wir heute über eine Vielzahl von Lederarten verfügen.

Eine sehr beliebte Art ist das Wildleder. Darunter versteht man eine Sammelbezeichnung für Leder von Tieren, die nicht domestiziert wurden, wie zum Beispiel Hirsch, Rentier und Antilope. Da das Leder von freilebenden Tieren Seltenheitswert besitzt, ist es dementsprechend teuer. Um auch einen breiten Kundenkreis Wildleder zu ermöglichen, werden die Tiere häufig in Gehege gehalten. Das Wildleder wird mit Tran behandelt und die Narbenstruktur wird komplett abgeschliffen. Dadurch bekommt das Wildleder eine samtig, raue Oberflächenstruktur. Im alltäglichen Sprachgebrauch hat es sich eingebürgert, dass jede Art von Rauleder als Wildleder bezeichnet wird. Das führt zu der absurden Situation, dass glattes Leder von Wildtieren, wie zum Beispiel Büffelleder, nicht als Wildleder bezeichnet wird. Dagegen wird Nubukleder und Veloursleder, bei diesen Lederarten erhält Rindsleder durch Anschliff die samtige Oberfläche, so genannt. Wildleder bedarf einer besonderen Pflege. Es muss regelmäßig gereinigt werden. Hierfür eignen sich besonders spezielle Wildlederbürsten und -schwämme, die in Fachgeschäften erhältlich sind.