Wandeln auf Columbus Spuren

Exotische Blütenpracht, schwere Holzmöbel und warme Naturstoffe wie Rattan, Leinen oder Leder sind typisch für den Kolonialstil. Mit dieser Form des Einrichtens wandelt man auf den Spuren berühmter Entdecker und Eroberer aus der alten Welt bis nach Amerika.

Der Begriff Kolonialstil bezieht sich dabei im ursprünglichen Sinne vor allen Dingen auf die ausladende Architektur, die noch heute in vielen Teilen Übersees zu bewundern ist und die die Europäer einst auf ihren Reisen mitbrachten. Sie wollten sich zu Hause fühlen auf dem neuen Kontinent und mit der üppigen Dekadenz ihre gesellschaftliche Stellung etablieren. Die Stilmerkmale sind dabei ausgesprochen vielfältig und enthalten neben klassischen Elementen aus der Renaissance und dem Barock auch diverse Stilelemente der unterschiedlichsten Baustile. Dazu finden kräftige Farben eine harmonische Ergänzung, ganz so wie sie die Portugiesen und Spanier von jeher lieben. Auf einer zeitlichen Skala ist der Kolonialstil zwischen dem 17. Jahrhundert und der Mitte des 19. Jahrhunderts anzusiedeln.

Schlafzimmer im Kolonialstil

Schlafzimmer im Kolonialstil / Bild von Solomon Rodgers auf Pixabay

Verwendet wurde alles, was den sprichwörtlichen Zahn der Zeit traf. Angefangen vom mexikanischen Churriguerismus mit seinem üppigem Dekor und seiner zügellosen und detaillverliebten Formsprache bis hin zu den einfachen und zurückhaltenden Linien des Klassizismus war all das vertreten, was die Baumeister der damaligen Zeit verehrten. Und das machte natürlich auch vor der Inneneinrichtung nicht Halt.

Naturmaterialien und dunkles Holz sorgen für Behaglichkeit

Edelhölzer wie Akazie, Teak, Shesham oder Mahagoni werden gerne zum Bau typischer Kolonialstil Möbel verwendet, denn sie sind sehr robust und vielseitig einsetzbar. Die ausladenden Flächen wirken stets etwas üppig und wissen sich zu behaupten. Ehemals naturbelassene Hölzer erhalten durch eine dunkle Beize ihre besondere Wärme.

Dazu braucht es zarte Akzente in Form von hellen Leinenstoffen, verspielten Blumen in kleinen Vasen, dezenten Wandfarben und mit Bedacht platzierten Teppichen. Edle Seide in Form von Kissen und Tischdecken wird als Ergänzung dazu ebenso gern verwendet, wie Leder als Bezugsstoff für Sofas und Stühle. Zur Beschaffung der unterschiedlichen Materialien fliegen Händler oft durch die ganze Welt, besorgen Seide aus Asien, Sisal aus vielen Ländern Lateinamerikas und die Baumwolle vom wichtigsten Produzenten, Indien.

Allein schon deshalb sind hochwertige Kolonial Möbel nicht ganz billig. Sogar der amerikanische Präsident lebt wie die damaligen Kolonialherren, denn der Stil findet sich auch im Weißen Haus wieder. Die koloniale Pracht erinnert an all die kulturellen Schätze, die in der neuen Welt entdeckt wurden und auch an das vertraute Ursprüngliche, was die Pilger aus ihrer europäischen Heimat importierten. Reichtum, Ansehen und Würde, all das sind Tribute eines gepflegten Lebensstil der damaligen Zeit. Heute müssen Kolonial Möbel nicht mehr aufwendig angefertigt werden, denn die Industrie hat sich diesen Zweig der Möbelbaukunst längst für erschlossen. Fast jeder Händler vermag seinen Kunden inzwischen koloniale Gemütlichkeit zu bieten und das direkt aus dem Katalog. Echte Stücke aus dem 17. bis 19. Jahrhundert indes sind sehr kostspielig, oft aufwendig restauriert und haben es geschafft, ihre Zeit zu überdauern und nun neue Besitzer glücklich zu machen.

Sicher durch den Stilmix

Aufgrund der vielen unterschiedlichen Einflüsse aus allen Teilen der Welt gibt es keinen anderen Stil, der so vielseitig ist wie der Kolonialstil. Aus diesem Grund raten Einrichtungsexperten, bestimmte Stilelemente konsequent bei der Dekoration eines Raumes durch zu halten, nicht zu stark vom Kurs abzukommen und sich nicht zu verlieren. Koloniale Möbel, Stoffe und Wandfarben brauchen den berühmten roten Faden, um nicht zum wirren Stilmix zu verschmelzen. So passen Paisley-Muster aus England nicht ganz so harmonisch zu Blütenornamenten aus Asien, edles Toile-de-Jouy-Design aus Frankreich nicht zu Tiermotiven und Orangetönen aus Afrika. Eine stilistische Richtung im Raum genügt. Dabei sollen idealerweise die Möbel wirken und Blickpunkte setzen. Darum herum lassen sich Blumen, Reisekoffer, Figuren oder bunte Stoffe wunderbar akzentuieren. Gerade großen Räumlichkeiten steht der Kolonialstil gut zu Gesicht, denn dunkle Möbel brauchen Platz und neigen dazu, enge Räume zu erdrücken.

Im Zweifelsfalls besser auf helle Möbel im kolonialen Look umschwenken und sich bei der Dekoration stärker ausleben. Bequeme Loungesessel, Vintage- Dekorationen, Paravants und Blüten aus 1001 Nacht gehören als Basics zu jeder kolonialen Einrichtung. Inspirationen dazu liefern üppige Bauwerke überall auf der Welt und diverse Einrichtungshäuser online und offline. Wem frische Blumen zu lästig sind, oder echte Seide schlichtweg zu viel kostet, der findet mittlerweile in jedem gut sortierten Läden entsprechende Duplikate, die auch für weniger Geld zu haben sind und ihre Wirkung nicht verfehlen. Wichtig ist immer, zu sehr dunklen Möbelstücken genügend helle Akzente zu setzen und dem Interieur so mehr Lichtpunkte zu schenken. Raum geben ist das wichtigste Einrichtungselement, welches Experten einem mit auf den Weg geben. Mit Sinn für Extravaganz, dem Hang zu Opulenz und dem Drang zur Vielseitigkeit ist man im Kolonialstil in jedem Fall bestens aufgehoben und darf sich nach Herzenslust ausleben.