Feng Shui - Definition und Grundregeln

Der Gedanke, das Leben des Menschen in Einklang mit der Natur zu gestalten, ist Jahrtausende alt und hat seine Wurzeln in der alten taoistischen Lehre des Feng Shui. Dabei stehen “Feng”, der Wind und “Shui”, das Wasser, stellvertretend für die Energien, die in uns sind und uns umgeben. Dem Menschen soll der Weg zu einem gesunden und erfüllten Dasein geebnet werden, indem ihm praktische Tipps zur bewussten Gestaltung seines Lebensraumes mit auf den Weg gegeben werden. Erst in den letzten Jahrzehnten hat Feng Shui mehr und mehr Einkehr in unsere Wohn- und Arbeitsbereiche gefunden. Lange Zeit war es Priestern vorbehalten, den Jahrtausende alten Wissensschatz zu hüten und zum Wohle ihrer Herrscher zu verwenden. Heute kann jeder nach der Lehre des Feng Shui leben und bereits bei der Planung der neuen Einrichtung die optimale Gestaltung von Wohnungen, Büros oder Gärten im Auge behalten.

Feng Shui zu praktizieren, heißt in Harmonie mit seiner Umgebung zu leben. Bereits die Wortentsprechung Wind und Wasser macht deutlich, dass wir von fließender Energie umgeben sind. Dabei ist nicht nur der Luftzug, der durch die Räume weht gemeint, sondern auch die Einrichtungsgegenstände sind laut daoistischer Lehre aus fließender Energie aufgebaut.

Wohnzimmerbereich nach Feng Shui

Bild von Monoar Rahman Rony auf Pixabay

Die Chinesen praktizieren Feng Shui seit tausenden von Jahren. Sie errichten ihre Häuser an Glück bringende Orte und richten ihr Zuhause nach der Lehre des Feng Shui ein. Wer heute nach China reist, wird dort vielleicht so manchen Wolkenkratzer entdecken, welcher in seiner Wand ein Loch aufweist. Dies ist so gewollt, damit die Energie frei fließen kann. Von Hongkong, Korea oder Taiwan fand Feng Shui seinen Weg in die westliche Welt.

Doch auch in Europa beschäftigten sich die Menschen früh mit den Kraftströmen der Erde und den unterschiedlichen Energiefeldern. Die Griechen nannten ihre “Erddeutung” Geomantie. So wurden Kraftplätze ausfindig gemacht, wo man Heiligtümer errichtete oder man spürte Wasserquellen auf, welche für den Brunnenbau hilfreich waren. Viel des alten Wissens ging mit der Zeit verloren und wird heute zum Teil durch Feng Shui, dem Geomantisystem der Chinesen, neu belebt.

Qi - die Lebensenergie alles fließt

Wer Feng Shui praktizieren möchte, muss sich zunächst mit einigen ihm vielleicht fremden Begriffen vertraut machen und dazu ein Stück weit in die Gedankenwelt des Fernen Ostens eintauchen. Während sich die westliche Welt vornehmlich an der Materie orientiert, ist bei den Chinesen die Energie vorrangig. Den Mittelpunkt des Feng Shui bildet die Qi-Energie. Für das Qi selbst gibt es in unserem Sprachraum keine Entsprechung. Es haben sich Synonyme wie Lebenskraft, Atmosphäre, Energie oder Stimmung eingebürgert. Vom Qi wird alles bestimmt, denn es fließt immer und überall. Die Energie strömt durch Fenster und Türen und kann selbst Wände durchdringen. Die Form der Gebäude und die Anordnung der Fenster und Türen beeinflusst den Energiefluss. Auch die Energie, welche von der Erde ins Universum strömt, hat Einfluss auf das Qi-Energiemuster. Feng Shui kommt nun die Aufgabe zu, für den Menschen eine Umgebung zu finden, welche in positiver Beziehung zur Lebensenergie steht und somit zur körperlichen und geistigen Gesundheit beträgt. Idealerweise fließt das Qi ungehindert, einem Flusslauf gleich, durch die Räume.

Yin und Yang - Gegensätze, die nicht ohne einander können

Die Lehre des Feng Shui beruht auf Gegensätzen, welche ohne einander nicht existieren könnten. Ohne Tag gebe es keine Nacht, ohne Licht keine Dunkelheit usw. Auch Yin und Yang sind immer in Bewegung. Wie das bekannte Yin und Yang Symbol bereits andeutet, gehen beide Gegensätze ineinander über und beeinflussen sich gegenseitig. Breitete sich das Yin ungehindert aus, würde das Yang schrumpfen. Ein treffendes Beispiel hierfür sind die im Winterhalbjahr kürzer werdenden Tagesabschnitte. Durch Feng Shui soll die Balance zwischen Yin und Yang erreicht werden. Ruhe und Ausgeglichenheit im eigenen Zuhause sind maßgeblich vom Verhältnis zwischen Yin und Yang abhängig.

Die fünf Elemente - immer im Wandel

Durch die fünf Elemente wird im Feng Shui eine Unterteilung zwischen den einzelnen Energiezuständen geschaffen. Man spricht auch von den fünf Wandlungsphasen, was wieder einmal mehr deutlich macht, dass Feng Shui keinen Stillstand kennt und alle Elemente sich in Bewegung befinden und gegenseitig beeinflussen. Holz steht dabei für das Wachstum und das Aufwärtsstreben. Übertragen auf den Tageslauf haben wir es hier mit den frühen Morgenstunden und dem Vormittag zu tun. Wärme und Kraft sind Ausdruck des Feuers. Die Tageszeit des Feuers ist der in den Mittagsstunden erreichte höchste Sonnenstand. Die Erde bildet den Mittelpunkt der Elemente und bringt Stabilität in das Gefüge der Elmente. Am Abend kommen die Dinge zur Ruhe, es ist Zeit innezuhalten. Dem entspricht das Element Metall. Wasser steht sinnbildlich für die Bewegung, aber auch für Tiefe und Dunkelheit und für die Gefühlswelt, verdeutlicht in der Entsprechung Nacht. Um diese Aussagen in den Alltag und das Wohnen mit Feng Shui zu übertragen, ist es notwendig, die Entsprechungen dieser Begriffe zu kennen. Wenn von Holz die Rede ist, dann sind nicht nur Pflanzen gemeint, sondern auch Hochhäuser oder Säulen und die Farbe Grün überhaupt. Beim Element Feuer sind spitz zulaufende Objekte ebenso zu nennen, wie Kerzen, der Kamin oder die Farbe Rot. Die Erde wird durch Steine, Kristall oder Tongefäße repräsentiert. Dem Element Wasser zuzuordnen sind verspielte und eher unregelmäßige Formen.

Die Neun Bagua-Zonen als Lebenslageplan

Im Feng Shui geschieht nichts zufällig, alles im Universum steht in Verbindung zueinander. Dies trifft auch auf den Grundriss der Wohnung und die Art wie das Wohnumfeld gestaltet und eingerichtet ist zu. Mit Hilfe des Bagua kann die Wohnung im Hinblick auf Feng Shui analysiert werden. Das Raster ist in neun Bereiche unterteilt und kann wie eine Schablone gebraucht werden. Mit Hilfe des Bagua können die Energieströme erfasst werden, indem die Schablone auf den Grundriss eines Grundstücks, eines Hauses, einer Wohnung oder eines einzelnen Raumes projiziert wird.

Im Zentrum des Bagua steht die Gesundheit. Darum gruppieren sich im Uhrzeigersinn Ruhm, Beziehungen, Kreativität, hilfreiche Menschen, Reise, Wissen, Eltern und Reichtum. Mit der Ausrichtung des Bagua wird an der Eingangstür des Hauses begonnen. Die größte Bedeutung kommt dem Erdgeschoss zu. Wendet man das Bagua in einzelnen Räumen an, dann wird es an der Tür, welche am häufigsten benutzt wird ausgerichtet. So kann jeder Raum unter den Aspekten des Bagua betrachtet werden. Wer seine Beziehungsfähigkeit verbessern möchte, sollte besonders den für Beziehungen stehenden Bereich Erde überprüfen.

Das Bagua kann auch auf unregelmäßig geformte Räume projiziert werden. Dabei wird schnell erkennbar, wenn bestimmte Bereiche nicht vorhanden sind und entsprechend erweitert und ergänzt werden müssen. Durch Spiegel, Pflanzen, Wasser- oder Windspiele lassen sich Disharmonien im Bagua ausgleichen.

Energieströme in Haus und Wohnung

Wie wir bereits wissen, strömt die Energie durch unsere Wohnung und unseren Garten. Die Energieströme lassen sich durch die erwähnten fünf Elemente beeinflussen. Konkret wird eine Harmonie des Energieflusses erreicht, indem Gegenstände, welche den Elementen entsprechen, an geeigneten Stellen aufgestellt werden, mit dem Ziel, die Energie zu stärken, zu schwächen oder konstant zu halten. Wer zum Beispiel das Qi in einem nach Norden ausgerichteten Raum stärken möchte, kann dies durch das Aufstellen eines Zimmerspringbrunnens oder Aquariums erreichen. Auch Metallgegenstände mit abgerundeten Ecken erfüllen diesen Zweck. Dieses Vorgehen kehrt sich um, wenn die Energie gedämpft werden soll. Zur Abschwächung des Elementes Wasser dient das Holz. Wer also hohe Gegenstände aus Holz aufstellt oder mit üppigen Pflanzen in grünen Töpfen arbeitet, handelt ganz im Sinne des Feng Shui.

Angewandtes Feng Shui - Wohnen in Harmonie

Bereits bei der Planung eines Hauskaufs oder vor dem Umzug sollte man die Prinzipien des Feng Shui ins Auge fassen. Grundstücke mit quadratischem oder rechteckigen Grundriss sind generell am günstigsten. Unregelmäßige Formen sprechen für die Unausgewogenheit des Bagua. Das Haus sollte an seiner rückwärtigen Seite geschützt sein. Schutz bieten dichte Bepflanzungen, Berge oder andere Gebäude. Auch an den Seiten des Gebäudes ist eine niedere Bepflanzung angemessen. Wer die Lage des Hauses oder der Wohnung beurteilt, sollte auch die Umgebung nicht außen vor lassen. Liegen die Häuser an stark befahrenen Straßen, sind sie Lärm, Abgasen und anderen störenden Energien weit mehr ausgesetzt, als ein in einer ruhige Wohngegend befindliches Gebäude. Hecken, Skulpturen oder Brunnen können die störende Energie entkräften und sollten vor dem Hauseingang aufgestellt werden. Feng Shui bezieht auch die Energie des unmittelbaren Standortes ein. Daher kann es Sinn machen, vor einem Umzug oder Grundstückskauf in Erfahrung zu bringen, warum der Vormieter die Wohnung aufgegeben hat und welche Schicksale dem Standort anhaften. Schwingen viele negative Energien in Form von Krankheiten, Sorgen oder finanziellen Schwierigkeiten mit, ist es besonders ratsam, mit Hilfe von Feng Shui die negativen Energien im Wohnumfeld zu entkräften.

Licht, Farben, Spiegel, Pflanzen die Spielzeuge des Feng Shui

Die Wirkung von Farben ist jedem bekannt. Ein neuer Anstrich der eigenen Vierwände wirkt oft Wunder und vertreibt trübe Stimmung. Auch mit Licht lässt sich eine ähnliche Wirkung erzielen. Die Lichttherapie hilft zum Beispiel gegen die durch Lichtmangel hervorgerufenen Winterdepression. Auch im Feng Shui kommt dem Licht eine entscheidende Bedeutung zu. Das Licht soll in jeden Raum ungehindert strömen können. In dunklen Ecken oder Nischen kommen Wandleuchten oder Deckenfluter zum Einsatz. Auch mit Kerzenlicht lässt sich das Qi verstärken, ganz abgesehen von der romantischen Stimmung und der gemütlichen Atmosphäre, welche natürliches Licht verbreitet. Durch Mobiles kann die Qi-Energie in unbelebten Räumen harmonisierend wirken. Sehr beliebt sind Mobiles auch in Kinderzimmern. Dabei verbreiten Mobiles in Vogelform eine positive und gelöste Stimmung. Eines der wichtigsten Elemente des Feng Shui ist der Spiegel. Spiegel haben eine enorme Wirkung auf das Qi. Sie können den Energiefluss beschleunigen oder umleiten. Flache Spiegel lenken die Energie in eine Richtung. Nach außen gewölbte Spiegel verteilen die Energieströme im ganzen Raum. Die Energie kann mit Hilfe von Spiegeln ganz gezielt in bestimmte Bereiche des Raumes gelenkt werden. Nicht weniger bedeutsam und als Energiespender nutzbar ist das Wasser, in Form von Aquarien und Zimmerspringbrunnen. Alternativ sorgen auch Bilder mit Darstellungen von Gewässern und Wasserfällen für einen extra Energieschub. Eine der besten Möglichkeiten, das Qi zu verstärken, sind Zimmerpflanzen. Buschige Pflanzen verlangsamen den Energiefluss. Dies ist besonders in größeren Räumen sinnvoll.

Die Feng Shui Werkzeuge

Mit Hilfe einiger einfacher Hilfsmittel, ist es möglich, Feng Shui im eigenen Zuhause zu praktizieren. Die Basis bildet ein genauer Grundriss des Hauses. Hierfür werden zunächst alle Räume, Flure, Treppen und Korridore genau ausgemessen. Das Ergebnis wird ein einem übersichtlichen Maßstab auf Millimeterpapier gebracht. Nun werden alle Türen, Fenster und Einbauschränke eingezeichnet. Auch die Anordnung von Betten, Stühlen und Tischen sollte vermerkt werden. Die vorab beschriebene Bagua Schablone wird auf dem Grundriss ausgerichtet. Die Vorlage kann aus einschlägiger Literatur kopiert werden oder man geht selbst mit Winkelmesser und Zirkel zu Werke. Der Raster wird mit Hilfe eines Kompasses auf den Grundriss der Wohnung oder des Hauses abgestimmt. Die Mitte des Rasters wird auf dem Mittelpunkt des Grundrisses fixiert und entsprechend des magnetischen Nordpols des Grundrisses ausgerichtet. Es gibt unterschiedliche Raster, wobei alle im Stil der orientalischen Landkarten angelegt sind und der Norden nach unten und der Süden nach oben zeigt.

Feng Shui ist eine faszinierende Lehre und umfasst viel mehr, als das eigene Zuhause wohnlich zu gestalten. Wohnen nach Feng Shui kann zu mehr Harmonie in allen Lebensbereichen, zu einer erhöhten Motivation und besserem Schlaf und zu mehr Selbstvertrauen und einer besseren Gesundheit führen.